3 Fragen an
Dr. Christian Endress

Als CEO von Europas größter Training Base trägt Dr. Christian Endreß eine besondere Verantwortung. In diesem Dialog gewährt er Einblicke in seine Sichtweisen und die zukünftigen Herausforderungen in der Einsatzvorbereitung.
Dr. Christian Endress
Dr. Christian Endreß ist ein angesehener Experte für innere Sicherheit, Katastrophenschutz, Spionageabwehr, Krisenmanagement, den Schutz kritischer Infrastrukturen und Unternehmenssicherheit. In seiner Laufbahn war er unter anderem Vorstand der Akademie für Sicherheit in der Wirtschaft AG und zuletzt als Senior Manager im Forensic-Bereich bei Deloitte tätig.
Seine langjährige Erfahrung und seine fachliche Expertise werden in alle unsere Prozesse der strategischen Ausrichtung einfließen.
01
Verantwortung und Leitgedanke
Welche Verantwortung hat Europas größte Training Base in der Einsatzvorbereitung?
1. Führungsfähigkeit
Allgemein betonen wir, dass Einsatzleitung und Ausbildung auf Klarheit, Fürsorge und die Erhaltung der Einsatzfähigkeit ausgerichtet sein müssen. Damit trägt eine Einrichtung wie die Training Base Weeze die Verantwortung, Strukturen und Szenarien so zu gestalten, dass Führung, Teamarbeit und Sicherheit nachhaltig trainiert werden können.
2. Umgang mit komplexen Gefahrenlagen
ABC- und CBRN-Szenarien Teil der Pflicht. Hier gilt, Einsatzkräfte auf Kontamination, Inkorporation und die Gefahren mechanischer Energie realitätsnah vorzubereiten. Wir müssen also zukünftig noch diversere Übungsumgebungen bereitstellen, in denen diese extremen Szenarien realistisch und zugleich sicher trainiert werden können.
3. Internationale Verantwortung
Zurückliegende Großschadenslagen unterstreichen, dass Rettungsteams nach internationalen Standards ausgebildet und klassifiziert werden müssen, um im Katastrophenfall verlässlich integriert werden zu können. Damit ist die Training Base Weeze auch Teil eines globalen Netzwerks, das über rein nationale Anforderungen hinausgeht. Sie trägt Verantwortung, Interoperabilität und Vergleichbarkeit in der Ausbildung sicherzustellen.
4. Gesellschaftlicher Auftrag
Mit dem neuen KRITIS-Dachgesetz werden kritische Infrastrukturen stärker in den Blick genommen. Ausbildungszentren, die sich auf Gefahrenabwehr spezialisieren, haben die Verantwortung, ihre Trainingskonzepte auf Resilienz, Prävention und den Schutz kritischer Anlagen auszurichten.
Die Training Base Weeze ist damit nicht nur Ausbildungsort, sondern auch Plattform für die Weiterentwicklung von Strategien zur zivilen Verteidigung.
5. Geopolitischer Kontext
Angesichts internationaler Konflikte und wachsender hybrider Bedrohungen, etwa im Bereich von Sabotage, Spionage oder Terrorismus, ergibt sich eine ethische und sicherheitspolitische Verantwortung:
Einsatzkräfte müssen vorbereitet werden, um in neuen Bedrohungslagen handlungsfähig zu bleiben und die Zivilgesellschaft zu schützen.
02
Training und Innovation
Welche neuen Trainingskonzepte und Technologien sind derzeit State of the Art?
Als Europas größte Training Base für BOS-Kräfte verstehen wir uns nicht nur als Ausbildungsstätte, sondern auch als Impulsgeber und Plattform für die Weiterentwicklung des Bevölkerungsschutzes und der Inneren Sicherheit. Die moderne Einsatzrealität erfordert Trainingskonzepte, die klassische Szenarien mit neuen Bedrohungslagen wie hybriden Angriffen, kritischen Infrastrukturausfällen oder CBRN-Ereignissen verbinden.
Unsere Verantwortung ist es, Einsatzkräfte unter realistischen, sicheren Bedingungen mit aktuellen Technologien und Methoden vertraut zu machen
Dazu gehören
- Ein neues Realbrand-Hochbauszenario für urbane Lagen der Feuerwehren, in dem Techniken nach grenzüberschreitenden Standards trainiert werden können.
- Zeitgemäße Lern- und Arbeitsumgebungen in neu geschaffenen Briefing- und Seminarräumen, die Stabsarbeit und Führungsübungen nach FwDV 100 und internationalen Führungsgrundsätzen unterstützen.
- Integration moderner Sicherheitstechnologien, etwa Drohnentechnik für Lageerkundung, Sensorik zur Detektion chemischer oder radiologischer Gefahrenstoffe, digitale Lageführungstools oder Simulationen für kritische Infrastruktur-Szenarien.
- Innovationspartnerschaften mit Technologieanbieter*innen, die es ermöglichen, neue Systeme unter kontrollierten Bedingungen praktisch zu erproben. So wird die Training Base Weeze perspektivisch zu einem Innovationszentrum für den Sicherheitssektor.
- Kundenspezifische Trainingsmodule, die wir noch stärker auf den tatsächlichen Bedarf abstimmen. Das umfasst sowohl einsatztaktische Übungen als auch strategische Szenarien im Bereich Gesamtverteidigung und Zivilschutz.
Mit diesen Maßnahmen schaffen wir eine Brücke zwischen operativer Praxis, wissenschaftlicher Expertise und technischer Innovation. Ziel ist es, Einsatzkräfte so vorzubereiten, dass sie den wachsenden Herausforderungen resilient, interoperabel und zukunftssicher begegnen können.
03
Zukunft und Ausblick
Welchen Einfluss gewinnen KI und Virtual Reality in Bezug auf ein realistisches Einsatztraining?
Die aktuellen sicherheitspolitischen Entwicklungen und der politische Kurswechsel führen zu einer steigenden Nachfrage nach qualitativ hochwertiger Aus- und Fortbildung. Für uns ist dies Chance und Verpflichtung zugleich:
Wir wollen an der Seite der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben stehen, ihre Einsatzbereitschaft sichern und unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden – mit einem motivierten Team, einem einzigartigen Trainingsgelände und viel Herzblut.
Künstliche Intelligenz und Virtual Reality werden dabei eine Schlüsselrolle spielen. Schon heute können wir Trainingsmodule virtuell abbilden, etwa für Lageerkundung, Führungsentscheidungen oder das Erleben komplexer Bedrohungslagen. VR-Szenarien ermöglichen es, ganze Einsatzlagen in einer immersiven Umgebung zu trainieren, ohne physische Infrastruktur beanspruchen zu müssen. Einsatzkräfte können so unter geschützten Bedingungen Entscheidungen treffen, Stressmomente erleben und Interoperabilität einüben.
KI ergänzt dies, indem sie Szenarien dynamisch anpasst: Lagebilder können in Echtzeit verändert, Handlungen der Übungsteilnehmenden gespiegelt und alternative Entwicklungen simuliert werden. Damit entsteht eine Lernumgebung, die klassische Übungsformen ergänzt und eine neue Tiefe in der Einsatzvorbereitung erreicht.
Wir haben uns bewusst dafür entschieden, KI und VR nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung unserer realen Szenarien einzusetzen. Auf dem Gelände der Training Base Weeze bleiben die praktische Erfahrung, das Arbeiten im Rauch, unter Atemschutz oder in Trümmern unverzichtbar. Doch die Verbindung von digitaler Simulation und realer Übung schafft ein ganzheitliches Ausbildungssystem – resilient, zukunftssicher und international anschlussfähig.
Um dieses Ziel zu erreichen, bauen wir derzeit eine eigene Kontaktstelle für die Entwicklung und Implementierung von KI- und VR-Lösungen auf. Mit Partner*innen aus Forschung, Industrie und BOS wollen wir neue Maßstäbe setzen und unsere Rolle als Impulsgeber für ein modernes Sicherheits- und Bevölkerungsschutztraining weiter stärken.
Leitgedanke
Die Training Base Weeze trägt Verantwortung, Einsatzkräfte nicht nur technisch und taktisch auszubilden, sondern sie auch im Sinne von Fürsorge, Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Resilienz vorzubereiten. Leitgedanke ist die Balance zwischen realitätsnaher Härte und dem Schutz der Menschen, die trainieren. Es geht darum, Plattform und Impulsgeber zu sein für vernetzte Sicherheit, für europäische Zusammenarbeit und für den Schutz von Bevölkerung und kritischer Infrastruktur.
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Die Training Base Weeze steht für einen multidisziplinären Trainingscampus. Mit über 60 ha Gesamtfläche ist sie das größte BOS-Übungszentrum seiner Art in Europa.
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